Tory Island

Tory Island liegt 14 km nordwestlich vor der Küste von Donegal im Atlantik und ist somit der nordwestlichste (bewohnte) Punkt Europas.

Die Insel Tory Island kann im Sommer mit der Personenfähre ab Magheroarty oder von Bunbeg Harbour aus erreicht werden, im Winter oder bei stürmischem Wetter manchmal aber auch gar nicht.

Der Name der Insel kommt von dem gälischen `Toraigh´, was bedeutet: “die hohen felsigen Klippen” – eine sehr gute Beschreibung der Küstenform, besonders im Osten.

Der westliche Teil der etwa 5 km langen und maximal 1 km breiten Insel Tory Island ist flacher, baumlos, aber mit einer speziell angepaßten Vegetation bedeckt.

Die Frühgeschichte von Tory Island

Tory Island ist vor ca. 4.000 Jahren von neolithischen Bauern besiedelt worden. Der früheste Nachweis einer Besiedlung ist ein megalithisches Steingrab ca. 2500 v. Christus.

Aus dem frühen Eisenzeitalter stammt Balors Fort `Dun Bhaloir´ im Osten der Insel, welches den Namen vom sagenhaften einäugigen Piratenkönig der Bronzezeit Balor mit dem bösen Auge hat, der auch als irischer Gott der Dunkelheit genannt wird.

Das Fort hat 4 Wälle, die bis zu 3 Metern dick sind und zahlreiche Steinhütten, deren Fundamente noch sichtbar sind.

Ein tiefer Einschnitt im Fort vor dem großen Fels `Tor Mor´ wird `Priosun Balor´, Balors Gefängnis, genannt. Hier soll Balor seine Gefangenen hineingeworfen haben. Seine Tochter Eithne, auch die keltische Mondgöttin genannt, hielt er hier gefangen. Trotzdem gebar sie Drillinge, und einer von ihnen, Lugh, der keltische Gott des Lichts, tötete Balor. Die steinernen Felsspitzen von An Eochair Mhor im Norden werden auch `Saighdiuiri Bhailoir´ – Balors Soldaten – genannt.

In An Baile Thiar, der sog. West-Town, sind die Überreste eines Klosters zu finden, welches der hl. Colmcille im 6. Jahrhundert gegründet hat. Damit machte er Tory für ein Jahrtausend zu einem Hauptkirchenzentrum in Nordwest-Ulster. Zu sehen sind die gut erhaltenen Ruinen eines Round Towers und des High Cross, aber besonders das ‘Tau Cross’, ein steinernes T-förmiges Kreuz – 1,9m hoch und 1,1m breit – das aus einem einzigen Glimmerschieferstück gefertigt ist.

Auch heutzutage beten noch einige Fischer vor ihrer Ausfahrt hier. Das einzige andere Tau-Cross in Irland befindet sich in Cil Inine Baoith (Killinaboy), Co. Clare. Es gibt die Geschichte von Aindreas na gCros, einem Soldaten Cromwells, dem es nicht gelang, das Kreuz zu zerstören. Die beiden Schwertstreiche sind aber noch zu sehen. Im Mai 1595 wurde das Kloster durch englische Truppen unter dem Kommando von George Bingham, dem Gouverneur von Caunnaught, zerstört und die Mönche flohen auf das Festland.

Video: Tory Island


Die entlegene Insel - Gestern und Heute

Es wird erzählt, dass Jahre zuvor die Behörden ein Gefängnis auf Tory errichten wollten, ein idealer Ort, da es fast unmöglich ist, von dieser Insel unbemerkt zu fliehen. Und aufgrund der Lage an der Nordwestküste ist die Insel kahl, abgelegen und bis vor kurzer Zeit schwer erreichbar, viel zu lange total vergessen und aufgegeben.

Die irische Regierung wollte Mitte der 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts Tory Island (wie auch viele Inseln überwiegend vor der Westküste, z.B. die Blasket Islands) entvölkern, um nicht für die Schul- und sonstige Versorgung aufkommen zu müssen. Es gab weder Strom noch Kanalisation noch fließendes Wasser.

1972 wurde die Insel-Cooperative `Comharchumann Thorai Teo´ gegründet. Sie gehört den Insulanern und wird von ihnen betrieben, ein Vollzeitmanager und eine Sekretärin kümmern sich um die tägliche Arbeit. Das Management ist demokratisch gewählt. Finanziell wird die Cooperative von Udaras na Gaeltachta unterstützt. Sie zeigt sich verantwortlich für die Wasserversorgung, den Winter-Helicopter-Dienst, die Entwicklung der Insel und des Tourismus, und hilft den Inselbewohnern bei Problemen mit staatlichen Stellen.

Heutzutage beträgt die Bevölkerungszahl im Winter ca. 170 und im Sommer bis zu 300 Personen, mit steigender Tendenz. Außerdem ist Tory ein Zentrum der gälischen Sprache in Irland (Gaeltacht-Gebiet).

Die rauhe See

Die Geschichte und Geschichten der Insel sind geprägt von der See und den gewaltigen Stürmen, welche leider auch zu Schiffsuntergängen geführt haben. Das Kanonenboot `Wasp´ rammte den einzelstehenden Felsen `An Fedan´ unterhalb des Leuchtturms im Jahre 1884. Fünfzig Mann Besatzung sind dabei ertrunken. Einige sind auf dem kleinen Friedhof neben dem Leuchtturm beerdigt. Da auch Steuereintreiber an Bord waren, könnte der magische `cursing-stone´ mit im Spiel gewesen sein. Dies ist eins der vielen Wracks, die in den tiefen Wassern um Tory und den Nachbarinseln Inishbofin, Inisdooney and Inisbeg versunken liegen, darunter auch einige Schiffe der spanischen Armada .

Der Leuchturm von Tory wurde von 1828 bis 1832 nach Plänen von George Haplin gebaut.Seine Höhe beträgt 30m mit 2.3m dicken Wänden an der Basis. Das erste Licht wurde am 1. August 1832 über das Wasser geschickt. Im Jahr 1862 wurde er von catoprisch auf dioptrisch umgestellt, und 1990 von bemannt auf automatisch.

Die Landwirtschaft auf auf Tory Island

Die Inselbewohner lebten und leben überwiegend von Fischfang und Schafhaltung und etwas Ackerbau. Die Landwirtschaft basierte auf dem Rundale-System, in dem jedem Bauern ein jährlich wechselndes Stück Land zur Bearbeitung zugeteilt wurde, wobei gute und schlechte Felder wechselten, sodass nach Möglichkeit keine Familie benachteiligt wurde.

Die Fischerei wurde mit den traditionellen `curraghs´ betrieben, kleine seetüchtige Fischerboote, gebaut aus Holzrahmen, die mit Stoff oder Leder bespannt und mit einer Art Teer kalfatert wurden. Strandgut wurde gesammelt, außerdem Seetang, der, wenn er auf den Feldern verrottet, ein guter Dünger ist.

In den letzten Jahren hat sich der Tourismus auf der Insel etwas entwickelt. Der “Hafen” in der Canusmore-Bucht wurde ausgebaut, ein Hotel errichtet, wo auch regelmäßige Music-Sessions und Ceilidh-Dance-Abende stattfinden.

Flora und Fauna auf Tory Island

Sehr interessant ist Tory für Vogel- und Natur-Interessierte, gibt es hier doch viele Arten von (See-)vögeln zu beobachten:

Küstenvögel wie Austernfischer, Kiebitze, seltene Bodenbrüter wie Wachtelkönig, Schnepfe, Rotschenkel; Zugvögel wie Wanderfalke und Sturmvogel, viele Hochseevögel wie Papageientaucher, Lummen, Alke, verschiedene Möwenarten und Baßtölpel brüten in den Felsklippen von Tory.

Die Seen der Insel bieten Feuchtgebietspflanzen und Wildgänsen, u.a. Ringelgänsen, und verschiedenen Enten eine Heimat. Vor der Südküste sind häufig Seehunde zu beobachten.

Auch die Flora von Tory ist bemerkenswert: Enzian, Wacholder und Orchideen sind zu finden, die Wiesen sind übersät mit Hahnenfuß und Angelica, im Sommer schimmert die Insel violett vom üppig blühenden Heidekraut, und im Klippenbereich sind Strandnelken, Strandflieder und Strandaster zu finden. Die Torfdecke auf Tory ist allerdings verschwunden, sie ist verbraucht worden als Brennmaterial. Nicht zuletzt für die einst vielen illegalen Poitin-Destillen.

Die Maler von Tory Island

Tory ist berühmt für seine Schule der `primitive painters´, die gegündet und unterstützt wurde durch den international bekannten Maler Derek Hill (Engländer und irischer Ehrenbürger). Hill besuchte die Insel seit 1956 regelmäßig, bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Inspiriert von ihm wurden zuerst Jimi Mac Ruaidhri, James Dixon, Sarah Mac Ruaidhri und Jonny Dixon. Sie wurden profilierte Maler. Nun hat sich die 2.Generation entwickelt: Patsy Dan Mac Ruaidhri, der König von Tory, sein Neffe Ruaidrhie L. Mac Ruaidhri, Micheal Fionbarr Mac Ruaidhri, Antoin O Mionain und Padraig O Duibhir.

Das Hauptthema ihrer Bilder ist die wunderschön zerklüftete Szenerie ihrer Insel. Ihre Werke sind von Kunstsammlern hoch geschätzt. Das Haus des Künstlers James Dixon in An Baile Thiar, der West-Town, ist seit 1992 in eine Kunstgallerie der Gaileria Dixon umgewandelt worden, wo die lokalen und andere Künstler ausstellen. Selbstverständlich sind die Werke auch käuflich.

Musik auf Tory Island

Traditionelle Musik, Gesang und Tanz sind sehr populär auf Tory. In der Bar des Hotels `Ostan Thoraigh´ findet im Sommer jeden Abend eine Music Session statt.

Die Insel beheimatet mehrere traditionelle Musiker, darunter mehrere Melodeon-Spieler. Patsy-Dan, der Inselkönig, ist ein ausgezeichneter Akkordeon-Spieler und hat jüngst ein Album mit traditioneller Musik veröffentlicht.

Der beste Ort auf Tory zum Hören traditioneller Musik ist beim Ceilidh, d.h. Tanz im Social Club, ausgestattet mit Bar und Tanzboden. Ceilidhs gibt es dort im Sommer allabendlich. Die Tänzer von Tory tanzen nicht nur die Irish Set Dances, sondern auch solche, die außerhalb Donegals nicht sehr bekannt sind wie z. B. ‘An Maidrin Rua’ oder `The Waves of Tory`.

Auf Tory gibt es eine lange Tradition des “Sean-nos”-Gesanges und viele exzellente Sänger dieses `old-style singings´, u. a. auch Patsy Dan, der König.

Der König `An Ri `

Tory Island ist die einzige bewohnte irische Insel, die noch einen Inselkönig hat. Die Position ist nicht vollständig erblich. Einige Könige sind wegen ihrer Fähigkeiten und persönlichen Qualitäten gewählt worden. Der regierende König, Patsy Dan Mac Ruairdhri, ist der einzige Monarch Irlands.

Patsy Dan, ein bekannter Maler, Musiker und Erzähler, führt auch selbst über die Insel und erzählt über Geschichte, Mythologie, Bauwerke und vieles mehr in Englisch und Gälisch.

Interessant ist auf jeden Fall der Besuch seiner “königlichen” Website: http://www.littleireland.ie/patsydanrodgers

Die Fähre nach Tory Island

Die Fähre mit der alles, aber auch wirklich alles nach Tory gebracht wird, ist die “Tor Mor” ( Baujahr 1992; max. 70 Passagiere ). Für sperrige Fracht hat sie deshalb einen kleinen Kran an Bord. Baumaterial oder die alten Land-Rover, die als Inseltaxi für Bewohner und Gäste dienen, werden auf einem angetäuten Leichter transportiert.

Ganzjährig verkehrt die `Tor Mor´ von Bunbeg Harbour aus, im Sommer auch von Magheroarty Pier, immer abhängig vom Wetter. Jimmy Sweeny ist zur Zeit der Skipper, und unter den Telefonnummern: 075/31991, 075/31320, 075/31340 gibt es Auskunft zum Fahrplan.

Meistens ist das Wetter ja viel besser als in der ersten Woche dieses Jahrtausends, als ein Helikopter die Versorgung der Inselbewohner aufrechterhalten mußte. Die See war viel zu rauh für die – ansonsten sehr seetüchtige – Personenfähre.

Ein Besuch auf Tory Island

Die perfekte Abrundung eines Besuchs des Co. Donegal ist ein Trip nach Tory Island, und wenn das Wetter und die See es gestatten, wird es ein unvergeßliches Erlebnis.

Bei Wanderungen über die Insel vom Leuchtturm im Westen bis Dun Balor und den beeindruckenden Klippen im Osten genießt man das staub- und pollenfreie Hochseeklima, und macht dabei Vogel- und Naturbeobachtungen. Die Unterwasserwelt kann vom Diving-Center aus erforscht werden. Ruhigere Gemüter bewundern die in der Gallery ausgestellten Werke.

Für das Wohlergehen dabei sorgen das Caife an Chreagain/Creggan Restaurant im Westen von An Baile Thiar und ein kleiner Supermarkt. Für wichtige Nachrichten gibt es ein Telefon und eine Poststelle ebenfalls in An Baile Thiar.

Abends genießt man nach einem guten Essen im Dining Room des `Ostan Thoraigh´ eine Music Session, oder man läßt sich von den Gastgebern im Hotel, Hostel oder B&B Geschichten von Tory und dem Rest der Welt erzählen.

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