Garteninsel Garinish Island

Garinish Island lebt von den Bäumen, den Sträuchern, den Stauden, den Rhododendren und Azaleen aus aller Welt. Begeben wir uns auf einen kleinen Insel-Rundgang.

Die subtropische Pracht auf der Insel wurde erst möglich durch zwei Baumarten, die dort besser gedeihen als in ihrer Heimat Kalifornien: Pinus radiata und Cupressus macrocarpa.

Erstere ist die Monterey-Kiefer, eine wärmeliebende Kiefernart, die mit ihren langen Nadeln und ihren breiten knorrigen Stämmen im Lauf der Jahrzehnte einen dichten Vorhang gegen die Winterstürme bilden konnte. Anders als der uns vertraute Anblick der schlanken Mittelmeerzypressen ist die Monterey-Zypresse ein weit ausladender Baum, der im Laufe der Jahrzehnte Naturmonumente bilden kann, die nicht selten auch Laien in blankes Staunen versetzen.

Auf der Insel bilden diese bei uns als kleine Zimmerpflänzchen gehegten Riesen eine wirksame Sturmbarriere. Zwei dieser Exemplare rahmen das steinerne Eingangstreppchen vom Inselcafé zum Rundweg ein: links eine Monterey-Kiefer und rechts eine Monterey-Zypresse.

Geht man den beschilderten Weg weiter in Richtung „Italienischer Garten“, können im Frühjahr die leuchtend dunkelroten Laternen des chilenischen Laternenbaumes (Crinodendron hookerianum) an der linken Seite des Weges bestaunt werden.

Größere Exemplare davon befinden sich später auf dem Rundgang im „Dschungel“-Bereich und im Ummauerten Garten. Oft blühen diese Schönheiten nochmals später im Sommer, es lohnt sich also, genauer hinzuschauen.

Ein nicht minder skuriler Großstrauch aus Chile ist der Feuerstrauch (Embothrium coccineum) , der immer im Mai und Juni sein Feuerwerk leider an etwas verborgenen Stellen zur Schau stellt. Wenn Sie irgendwo im Grünen tomatenrote, spinnenartige, fast handtellergroße Blüten sichten, kann es sich nur um diese recht kälteresistente Protaceenart handeln. 

Im zeitigen Frühjahr können hier die ersten fast drei Meter hohen Kameliensträucher sowie einige Magnolien bestaunt werden, im Sommer beherrschen einige besondere Fuchsien das Bild.

Video: Garnish Island

Rund um das rechteckige Teichbecken des Italienischen Gartens erinnern die immer wieder anders gefärbten Blätter mehrerer Himmelsbambus-Sträucher (Nandina domestica, botanisch kein Bambus) an die Sammelleidenschaft des Hausherren: er scharte zahlreiche fernöstliche Figuren, Urnen, Gefäße bis hin zum 2000 Jahre alten Pflanztopf der Bonsai-Lärche an der Südwestseite des Teiches um sich.

Einige uralte chinesische mythologische Tierfiguren, die das Böse fernhalten sollen, befinden sich noch heute in diesem Bereich der Insel.

Zwischen italienischen und fernöstlichen Stilelementen scharen sich auch einige neuseeländische Prachtexemplare des kleinen Manuka-Baumes (Leptospermum scoparium) rund um diesen meist fotografierten Teil der Insel.

Ende Mai beginnt ihre tief zyklamrote Blüte, welche schon von Weitem leuchtet, in den nichtblühenden Monaten fällt diese Heilpflanzenart eher durch ihren struppigen, besenartigen Wuchs und der schuppigen Rinde auf.

Blickt man vom Torbogen auf die Casita sieht man einen Baum zur Linken, der das feucht-warme Klima Südwest-Irlands sogar dem seiner Heimat, der südargentinischen Magellan-Straße, bevorzugen soll: Drymis winterii, der Gewürzrinden-Baum. Der Artenname erinnert an Captain John Winter, der 1577 mit der Flotte von Sir Francis Drake in See stach.

Der umsichtige Kapitän erkannte in der hellbraunen, scharf schmeckenden Borke dieses Baumes ein wichtiges Mittel gegen das unter fast allen Seeleuten verbreitete Vitamin-C-Mangel-Leiden namens Skorbut.

Der grünweiß-gescheckte Strauch an der Südecke dieses Areals ist eine besondere Züchtung des früheren Chef-Gärtners der Insel Murdo Mackenzie: Griselinia littoralis ‚Bantry Bay’. Die einheitliche hellgrüne Variante dieses extrem salzwasser- und windresistenten neuseeländischen Baumes sieht man in jedem zweiten irischen Garten als Heckenpflanze. Er ist auch auf der Insel zur sich wild ausbreitenden Plage geworden, da seine zahlreichen winzigen Samen sich sehr bereitwillig aussähen.

Geht man den Weg weiter, kann man im zeitigen Frühjahr weiße, rote und rot-weiße Kamelien bestaunen sowie sich vom atemberaubenden Duft der weißen Blüten von Rhododendron fragrantissimum betören lassen. Vielleicht steigt auch noch der stark maiglöckchenartige Duft der überall platzierten Skimmia-Sträucher in die Nase. Sie überraschen später im Jahr durch plastikartige giftrote Beeren, die nur entstehen können, wenn männliche und weibliche Pflanzen gepflanzt werden.

Wenn Sie nun auf dem bunten Azaleen-Weg wandeln, sehen Sie linkerhand den unglaublich knorrigen Stamm einer der mehreren Exemplare der Japanischen Sicheltanne Cryptomeria japonica. Aus seinem aromatischen Holz werden heute noch die Fässer für edle japanische Reisweine gezimmert.

Rechts befindet sich ganz versteckt, jedoch mit einem Messingschild ausgezeichnet, die seltene tasmanische „Sellerie-Kiefer“ (Phyllocladus trichomanoides), ein Ginkgo-artiges Steineibengewächs, dessen Blätter tatsächlich an Sellerie und Liebstöckel erinnern. Daneben blüht im zeitigen Frühjahr ein seltener Myrtenbaum über und über mit winzigen cremeweißen Blütchen: Myrtus lechleriana.

An der Kreuzung mit dem „Happy Valley“ geht es rechts zum griechischen Tempel, dessen Zugangsweg einst – wie der Italienische Garten auch – mit Mittelmeerzypressen (Cupressus sempervirens) gesäumt war. Das hitzeliebende Gewächs wird auf Garinish zwar nicht von Frösten bedroht, ihm fehlen jedoch die hochsommerlichen Temperaturen, so dass sich nur noch ein Exemplar so richtig gesund präsentiert.

Wenn man die schönen Steinstufen hinab steigt, sollte man innehalten und den atemberaubenden Blick auf das rhododendrongesäumte „Glückliche Tal“ genießen. Zwischen den in allen Farben blühenden – teilweise sehr seltenen – Himalaja-Bewohnern befinden sich einige ganz seltene Bäume. Mit einem Messingschild ausgezeichnet ist die wunderschöne, meterhohe tasmanische Rimu-Harzeibe (Dacrydium cupressinum), die einen alten Wegeingang in ein verwunschenes kleines Tal verdeckt.

Inmitten jenes märchenartigen Ortes steht ein Prachtexemplar eines tasmanischen Baumes aus der Familie der Rautengewächse namens Acradenia frankliniae, die wie ihre nahen Verwandten mit weißen duftenden Zitrusblüten die Nase betört.

Zurück im Happy Valley und am dekorativen mit Trittsteinen besetzten Teich bestaunt so mancher die Monster-Blätter des chilenischen Riesenrhabarbers oder Mammutblattes (Gunnera manicata) oder die skurilen Blüten des Bentham-Hartriegels (Cornus capitata), die im Spätsommer wie von Himbeeren gekrönt drein schauen.

Zwei seltene Exemplare der duftenden Scheinulmen (Eucryphia x hillieri und Eucryphia lucida) schmücken und beduften im Spätsommer den Wegesrand in der Nähe des Markierungssteines Nr. 7. Der jasminartige Duft des über und über rosa blühenden Rhododendron arborescens veranlasst dagegen Frühjahres-Besucher schnuppernd weiter zu gehen.

Bevor man die weit ausladenden Steinstufen zum Martello Tower hochsteigt, bleibt man noch an den zwei gertenschlanken Kauri-Fichten (Agathis australis) stehen und staunt über die Größe der ledrigen Blätter von Rhododendron giganteum („Schuhgröße 58“) sowie über die sich rötlich-papierartig-schälende Rinde zweier Exemplare von Rhododendron maddenii.

Rund um den Turm stehen nicht viele besondere Pflanzen, da der fabelhafte Rundum-Blick auf alle Richtungen der Bantry Bay unverstellt genossen werden soll. Auf dem Weg hinunter zum Ummmauerten Garten sieht man kaum noch den Zylinderputzer-Strauch (Callistemon) oder den selten hohen und gescheckten Hiba-Lebensbaum (Thujopsis dolabrata).

Im durch die hohen Mauern geschützten Gartenteil überraschen im Hochsommer einige Exemplare des Hoheria-Baumes (Hoheria sexstylosa), die über und über mit weißen Blütchen geschmückt sind. Zwischendrin bestaunt der Gartenkenner die bunten englischen Rabatte, die zu jeder Jahreszeit ihre eigenen Attraktionen bieten.

Am Ausgang zum Großen Rasen blühen dann auch die riesigen duftenden Blumen der beiden immergrünen Magnolien: die anmutige Chinesin Magnolia delavayii und die nordamerikanische Magnolia grandiflora. Innerhalb der Mauern verzaubert im April die zitronig-vanillige duftende magnolienartige Blüte des mehrere Meter hohen Baumes Michelia doltsopa, die trotz des sehr geschützten Platzes an der wärmenden Mauer immer wieder winterliche Probleme hat.

Wer jetzt noch ganz besondere Exoten sucht, halte sich an den kleinen Weg links und statte dem Dschungel noch eine kleine Visite ab. Hier stehen sich im Halbdunkel neben einem stattlichen Laternenbaum einige Prachtexemplare der Baumfarne, vor allem der urzeitlichen Dicksonia antartica, die im Winter Mäntelchen aus schützendem Vlies übergehängt bekommen.

Mehr Infos:

Garinish Island ist von April bis Oktober geöffnet. Experten sehen die Blütezeit von März bis Mai als beste Monate für einen Inselbesuch.

Großes Special über Garinish Island

Alle Informationen zu den Jubiläumsveranstaltungen “Garinish Island 100” gibt es aktuell auf http://www.glengarriff.ie

Der Autor: Markus Bäuchle, Journalist und Wanderer, lebt seit dem Jahr 2000 in Irland. Mit „Wanderlust“ gestaltet er erlebnisreiche Wanderferien im Südwesten Irlands für kleine Gruppen in deutscher Sprache. Mehr Informationen: www.irland-wandern.de