Die Iren entdecken ihre Landschaft – und schützen sie

Auf der irischen Insel gibt es sechs Nationalparks, sie liegen alle in der Republik. Nordirland besitzt bisher noch keinen Nationalpark, aber sechs „Gebiete von außerordentlich schöner Natur“. 2002 begannen Vorbereitungen zur Gründung des ersten nordirischen Nationalparks rings um die Mountains of Mourne.

Irlands Nationalparks sind eine vergleichsweise junge Einrichtung. Das erste Schutzgebiet, der Killarney National Park, geht zwar auf eine Spende des Jahres 1932 zurück, aber die anderen Parks entstanden erst in den achtziger und neunziger Jahren. Vor dieser Zeit habe, heißt es unter Fachleuten, kaum jemand die Notwendigkeit gesehen, große Landschaftsgebiete zu schützen. Sie waren in dem armen Land kaum bedroht, insbesondere jene schönen Wildnisgebiete, die man landschaftlich kaum nutzen konnte.

Heute sieht man, dass auch damals schon Fehler begangen wurden, beispielsweise im jüngsten Nationalpark in Mayo, wo zu viel Schafzucht zur Bodenerosion und zu viel Schadstoffe in den Gewässern zur Verringerung der Fischbestände geführt hatte. Im Wirtschaftsboom der neunziger Jahre erkannte Irland, das es seine oft einzigartige Landschaft schützen muss.

Das geschieht inzwischen konsequent, nachdem 1997 ein Gesetz erlassen wurde, das den Empfehlungen einer entsprechenden EU-Direktive folgt. Umgesetzt wird es von Dúchas, der staatlichen Organisation, die sowohl historische Zeugnisse wie Naturschutzgebiete betreut. Dúchas, eine Abteilung des Ministeriums für Kunst, Nationalerbe, die Inseln und die gälischsprachigen Landesteile, entstand ebenfalls 1997. Zuvor lag der Naturschutz beim Ministerium für öffentliche Arbeiten.

Killarney National Park

Herzstück des Parks bildet das rund 4.300 Hektar große Gut Muckross, das 1932 als Geschenk an den Staat überging. Er hat seither angrenzende Ländereien erworben, dadurch ist der Nationalpark heute 10.289 Hektar groß. In seinem Territorium liegen die berühmten, von Bergen und Wäldern gesäumten Seen von Killarney.

Die Eichenwälder von Killarney sind die letzten größeren Relikte jener Wälder, die einst einen großen Teil Irlands bedeckten. Im Hochland gibt es seltene Moorgebiete. Eine Besonderheit ist das Rotwildrudel, das durch den Park streift. Der Park birgt aber auch ein kulturelles Erbe. Darunter befinden sich zwei einstige Herrenhäuser, Muckross House und Killarney House, und weitere historische Bauwerke wie Ross Castle oder Muckross Abbey. Auch die Muckross Gardens gehören zum geschichtlichen Erbe des Landes.

Ein Besucherzentrum mit audio-visueller Schau über den Park gibt es im Muckross House, das bei Führungen auch besichtigt werden kann. Nahebei am Walled Garden wurden ein Restaurant und Kunsthandwerksläden eingerichtet. Im Sommer gibt es drei weitere Infostationen im Park. Er wird von einer Reihe von Rad- und Wanderwegen durchzogen, Autos dürfen nur bis Muckross House fahren.

Video: Killarney National Park


The Burren National Park

Der Burren ist eine der ungewöhnlichsten Landschaftsformen von Irland. Der graue Kalksteinrücken an der Westküste – zwischen Galway und den Cliffs of Moher – wirkt auf den ersten Blick wie eine Mondlandschaft. Kein Baum wächst auf dem porösen Fels, in dem alle Niederschläge schnell in die unterirdischen Wasseradern versickern.

Erst wenn man genauer hinschaut, findet man Pflanzen in den Felsspalten, in denen Erde und Humus vor dem Wind geschützt sind. Vor allem im Frühjahr breiten sich dort kleine bunte Wildlblumen-Teppiche aus. Darunter sind viele seltene Pflanzen und erstaunlicherweise auch zahlreiche Blumen, die man nur aus Südeuropa kennt. Der Burren beherbergt gleichermaßen arktische und mediterrane Pflanzen – ein Erbe der letzten Eiszeit. Im Osten des Burren, wo das Wasser nicht so schnell versickert, gibt es einige Turloughs, temporäre Seen. Mit 1.673 Hektar ist dies seit 1991 der kleinste Nationalpark.

Connemara National Park

Der zweitälteste Nationalpark, entstanden 1980, ist mit 2.957 Hektar zugleich der zweitkleinste der Insel. Er erstreckt sich im nördlichen Connemara von der Küste bei Letterfrack bis zur Bergkette der Twelve Bens. Einige ihrer Gipfel liegen innerhalb des Parks.

Auf dem für die Region typischen Quarzitfelsboden des Nationalparks finden sich vornehmlich Sumpf- und Heidelandschaften. Wanderer treffen unterwegs relativ häufig auf die im Park heimische Herde von Connemara Ponys. Seltener ist das Rotwild zu sehen: Die eingeführte kleine Gruppe soll sich im Lauf der Jahre zu einer größeren Herde entwickeln. Einige steinzeitliche Begräbnisstätten beweisen, dass dieser Landesteil schon früh besiedelt war. Das Besucherzentrum besteht aus einigen Ausstellungsräume und einem Aufenthaltsraum, in dem man bei schlechtem Wetter sein Picknick auspacken kann – eine Einrichtung, die von Schulklassen häufig genutzt wird. Am Zentrum beginnen einige Rundwanderwege unterschiedlicher Länge, zu denen Faltblätter mit Erklärungen zu Fauna und Flora ausliegen.

Die Ranger des Connemara Nationalparks bieten während der sommerlichen Hauptsaison verschiedene Führungen an. Diese sind vor allem an den Wochenenden sehr gefragt.

Glenveagh National Park

Mit 16.548 Hektar ist der Park im nordwestlichen Donegal der größte Irlands. Er geht zurück auf ein privates, nahezu 10.000 Hektar großes Gut, dessen Terrain zielstrebig erweitert wurde. Der 1986 eröffnete Glenveagh Nationalpark ist charakterisiert durch die Granitfelsen in diesem Teil der Grafschaft Donegal, in der sich eine abwechslungsreiche Szenerie aus Wäldern und Sümpfen entwickelt hat.

Bezeichnend ist für Glenveagh die Einsamkeit. Durch den Park führen keine Straßen. Über weite Strecken wirkt die bergige Landschaft, als ob hier nie Menschen heimisch gewesen seien. Vor allem in den Wäldern stoßen Besucher bisweilen auf Rotwild, eine importierte, nicht aus Irland stammende Art. Beim Eingang in den Park steht ein Informationszentrum, dort müssen die Besucher auch ihre Autos abstellen. Busse bringen die Gäste nach Glenveagh Castle, das insbesondere wegen seiner Gärten viele Touristen anzieht.

Wicklow Mountains National Park

Wegen seiner Nähe zu Dublin zählt der Park in den südlich der Hauptstadt gelegenen Bergen zu einer der meistbesuchten auf der Insel. Mit 15.917 Hektar ist er allerdings groß genug, um Wanderern das Gefühl zu geben, in einer abgeschiedenen Naturlandschaft unterwegs zu sein, zumal nur drei markierte Trails durch das Gebiet führen.

Kern des 1991 eingerichteten Nationalparks waren das Tal und die Seen von Glendalough, eine der besterhaltenen Klostersiedlungen aus dem 6. Jahrhundert. Später kamen angrenzende Waldgebiete und Bergregionen hinzu, darunter Teile vom Gut Powerscourt, einem viel besuchten Schloss außerhalb des Parks, und das Moorgebiet, in dem der River Liffey entspringt. Er fließt durch Dublin und mündet dort ins Meer.

Am Lower Lake von Glendalough informiert ein Besucherzentrum die Touristen über die hier bis zu 800 Meter hohen Berge und die Pflanzen – und Tierwelt des Parks. Dort erhält man auch Hinweise für Wanderungen durch das Schutzgebiet.

Mayo National Park

Der jüngst Nationalpark wurde erst Ende 1998 eröffnet und befindet sich noch im Entstehen. Er ist benannt nach der Grafschaft Mayo, aber auch bekannt unter dem Namen Ballycroy National Park. Bei der Ortschaft Bally Croy soll auch das Besucherzentrum des 11.837 Hektar großen Parks entstehen.

Flüsse, Klippen und Oberflächenmooren prägen den Nordwesten Mayos. Da ähnliche Sumpflandschaften in Westeuropa meist trockengelegt wurden, haben Mayos Sümpfe besondere Bedeutung. Nur hier findet man sie noch in dieser Ausdehnung.

Das Zentrum des Parks ist die Owendruff-Region in den Nephin Mountains. Der Owendruff River ist der letzte Fluss in Westeuropa, der in ein relativ intaktes Oberflächenmoor mündet. Hier trifft man viele Ornithologen, denn das Gebiet wird von Wandervogelarten als zeitweiliges Terrain sehr geschätzt. Darunter befinden sich auch sehr seltene Spezies.

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