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The Dingle Way
Wanderer kommen im Südwesten Irlands, in diesem Fall auf der Dingle Halbinsel, voll auf ihre Kosten. Kaum ein anderer Wanderweg hat solch eine Vielfalt zu bieten wie Sandstrände, Berge, Seen, Wasserfälle, Wiesen und Klippenwege, aber auch jede Menge historische und archäologische Stätten, die es zu entdecken gilt.
Gemeint ist hier speziell der Dingle Way (Slí Chorca Dhuibhne), ein 179 Kilometer langer Wanderweg, der je nach Zeit und Kondition des Wanderers auch verlängert oder verkürzt werden kann. Da der Dingle Way ein Rundweg ist, kann man je nach Lust, Laune und Geldbeutel seinen Aufenthalt verlängern, oder auch mal einen Abstecher zu einer anderen Sehenswürdigkeit machen, ohne irgend ein anderes Highlight zu verpassen.
Start- und Zielort ist Tralee, die gröβte Stadt im Co. Kerry, bekannt unter anderem auch durch die jährlich im August stattfindende Wahl zur Rose of Tralee. Solltet Ihr also Eure Wanderung im August machen wollen, empfiehlt es sich die Unterkunft frühzeitig zu buchen, da es zu dieser Zeit oft zu Engpässen kommt.
Video: The Dingle Way
Auf geht’s also, indem Ihr das Stadtzentrum von Tralee auf einem ehemaligen Treidelpfad entlang einem alten Schifffahrtskanal verlasst und nach Blennerville (Cathair Uí Mhóráin)mit seiner hübschen (restaurierten) weiβen Windmühle kommt. Von hier geht’s dann weiter Richtung Südwesten nach Camp (An Cam). Ehemals Haltestelle der Dampfbahn zwischen Dingle und Tralee, wo immer noch die Railway Tavern steht. Von hier aus sollte man die Halbinsel im Uhrzeigersinn (Richtung Inch), entlang der Slieve Mish Mountains umrunden.
Inch lädt mit seinem herrlichen Sandstrand zur Pause ein. Hier wurden schon etliche Filmszenen, wie z. B. auch für Ryan’s Daughter, gedreht. Wie im Südwesten üblich, haben die Ortschaften nicht wirklich einen echten Ortskern, sondern erstrecken sich manchmal über mehrere Kilometer. So kann es schon mal anstrengend sein, von einem Pub zum anderen zu kommen.
Diese Probleme kennt man bei Eurem nächsten Stop nicht, denn Annascaul (Abhainn an Scáil) hat sage und schreibe sieben Pubs. Eines davon ist das South Pole Inn und gehörte einst dem berühmtesten Sohn der Stadt Tom Crean. Er nahm an einigen Südpol-Expeditionen teil, u. a. auch an dem Rennen zwischen Scott und Amundsen, nach dem er mit der Albert Medal für seinen lebensrettenden 56 km Marsch ausgezeichnet wurde. Im Pub sind etliche Fotos und Ausstellungsstücke zu sehen.
Jetzt geht es durch das Landesinnere auf kleinen boreens (asphaltierten Feldwegen) über Lispole (Lios Póil) zur Süd-Küste und zum zweitgröβten Ort und Namensgeber der Halbinsel, Dingle Town (An Daingean). In dem ehemaligen Schmugglernest und jetzigen Touristenhochburg (jedenfalls für irische Verhältnisse) sollte man schon ein oder zwei Tage verbringen, denn neben den vielen bunten Häusern, dem malerischen Hafen und dem abwechslungsreichen Nightlife gibt es noch eine weitere Attraktion, nämlich „Fungie“, den Delfin, der schon seit Jahren Touristen bei Bootstouren begleitet. Immer noch lohnenswert!
Nächster Stop nach 14 Kilometern mit atemberaubenden Panoramaausblicken und vorbei an 4000 Jahre alten beehive huts (Bienenkorbhütten) frühchristlicher Mönche und dem 2500 Jahre alten Dunbeg Fort (Dùn Beag) an der Slea Head Road bei Fahan, ist Dunquin (Dún Chaoin), der westlichste Ort Irland. Von hier hat man die Möglichkeit (wenn das Wetter mitspielt) zu den Blasket Islands überzusetzen. Seit 60 Jahren nicht mehr bewohnt, aber immer noch “the next parish to America” (die letzte Gemeinde vor Amerika).
Ihr verlasst Dunquin in Richtung Norden, um in 120 Metern Höhe unter Euch den Atlantik in seiner vollen Stärke zu sehen und zu hören. Weiter geht’s vorbei am Clogher Beach in Richtung Smerwick Harbour und entlang an einigen schönen Stränden nach Murreagh und Ballydavid (Baile na nGall). 2 Pubs mit leckerem Seafood direkt am Meer und ein Post Office. Was will man mehr! Nicht weit von hier liegt das Gallarus Oratory (Séipéilín Ghallarais), die Kirche am Ort der Ausländer, die im 6. Jahrhundert erbaut wurde und schon ein Besuch wert ist.
Jetzt kommt der am meisten wetterabhängige Teil des Trips, da Ihr nun den höchsten Punkt der Tour erreicht. Sollte die Sicht durch schlechtes Wetter so beinträchtigt sein, dass ein gefahrloses Wandern nicht möglich ist, sollte man sich um ein anderes Transportmittel kümmern. Auf dem Weg nach Cloghane habt Ihr rechts den Mount Brandon (953 m) und links 450 Meter tiefe Klippen und das tosende Meer unter Euch.
Sollten Kraft und Zeit ausreichen, solltet Ihr einen Abstecher nach Brandon Village (Cé Bhréannain) machen. Ein sehr beschauliches Fischerdörfchen, wo scheinbar nicht nur die Strasse, sondern auch die Welt zu Ende ist. Von hier aus soll im 6. Jahrhundert der heilige Saint Brendan in einem kleinen Boot Richtung Westen geschippert sein und hat die ‚neue‘ Welt lange vor Columbus entdeckt.
Back on track geht es nun weiter nach Cloghane (An Clochán). Wenn Ihr hier im Sommer eine Unterkunft buchen wollt, macht das bitte frühzeitig, denn Ende Juli findet das Festival of Lughnasa statt und Ende August die populäre Brandon Regatta. Von Cloghane wandert Ihr auf ruhigen Seitenstrassen weiter und habt wunderschöne Aussichten auf die grünen Täler des Inlands.
Das ändert sich nach diesen 3,5 km dramatisch, wenn Ihr nach links abbiegt und zum Fermoyle Strand, Irlands längstem Sandstrand (11 km) kommt. Am nördlichen Ende liegt Fahamore und wenn Ihr nach rechts über die schmalen Strassen auf die andere Seite dieser Landzunge lauft, kommt Ihr über weitere Strände zurück nach Castlegregory (Caisleán Ghriaire), wo Euch die Zivilisation (fast) wieder hat, denn hier gibt es einen Spar-Supermarkt mit Geldautomaten und Internet im Tourist Office.
Während und nach Regentagen solltet Ihr besser über die parallel laufenden Strassen direkt nach Castlegregory laufen, da Ihr am Strand durch einige Bäche waten müsstet, die nach Regen recht tief sein können. Wenn Ihr danach den Ort Richtung Osten verlasst, führt Euch der Dingle Way zurück an’s Meer und dann wieder landeinwärts nach Camp. Der letzte Stretch bringt Euch zurück nach Blennerville und letztendlich zum Ausgangspunkt Tralee.
Auβer ‚Wüste‘ hat dieser phantastische Rundweg wirklich ALLES zu bieten. Neben den verschiedenartigsten Sehenswürdigkeiten sind es aber vor allem die liebenswürdigen Menschen, die diesen Trip bestimmt unvergesslich machen.
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