County Mayo – Irland im Miniformat
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County Mayo
Abwechslungsreichtum ist ein Attribut, das fraglos mit dem County Mayo verbunden sein könnte. Größte Stadt der Grafschaft im Nordwesten der Republik Irland in der Provinz Connacht ist Ballina.
Die 8.500-Seelen-Gemeinde, Heimat der langjährigen irischen Präsidentin Mary Robinson, erfreut sich vor allem bei Lachs- und Forellenanglern größter Beliebtheit. Beide Fischarten tummeln sich zuhauf im Lough Conn und im River Moy, der fjordartig in den Atlantik mündet.
Unweit des Bahnhofs ist der Dolmen of The Four Moals zu finden – ein frühchristliches Grab, bestehend aus drei Stützsteinen und einer großen Deckplatte. Darf man alten Überlieferungen Glauben schenken, so fanden hier vier Brüder ihre letzte Ruhestätte. Diese sollen ihren Pflegevater, einen Bischof, heimtückisch ermordet haben. Als Strafe wurde sie aufgeknüpft. Etwas außerhalb der Stadt erhebt sich Rosserk Friary am Ufer des Moy. Die Franziskanerabtei wurde auf Befehl von Gouverneur Bingham in Brand gesetzt, ist aber dennoch in einem erstaunlich guten Zustand.
Video: Mayo
Verwaltungssitz von Mayo ist Castlebar. Das 6.500-Einwohner-Nest rückte 1798 ins Rampenlicht, als die englischen Truppen die Stadt fluchtartig verließen, weil irische und französische Truppen dort landeten. Ein Ereignis, das als Castlebar Races Eingang in die Geschichtsbücher fand. Im Zentrum des Marktstädtchens liegt The Mall, ein hübscher, von Linden gesäumter Platz.
Ungleich attraktiver gibt sich Westport. Das beschauliche Städtchen entstand im 18. Jahrhundert am Reißbrett nach Plänen von James Wyatt, einem der führenden Architekten seiner Zeit. Dieser ließ den Fluss Carrowbeg kanalisieren und das Ufer von georgianischen Häusern sowie stattlichen Bäumen säumen. Nicht von ungefähr gilt Westport als eines der schönsten Beispiele für Plantation Villages, das heißt für Städte und Dörfer, die eigens für englische und schottische Siedler angelegt wurden. Am Westrand der Stadt liegt Westport House. Das Herrenhaus, das 1730 von Richard Castle errichtet und seit 250 Jahren im Besitz der Grafen von Altamount ist, zeigt stolz eine Sammlung an irischer und englischer Kunst, aber auch wertvolles Porzellan und Kristallglas. Zu den ersten Besitzern von Westport House zählte auch die Familie einer der bekanntesten irischen Frauen, der „Piratenkönigin“ Grace O’Malley.
Derweil scheint in dem kleinen Dorf Knock der Wahnsinn zu regieren. 1986 wurde hier ein internationaler Flughafen eingeweiht. In der Basilica of Our Lady Queen finden bis zu 12.000 (!) Menschen Platz. Grund für dieses Phänomen ist eine Marien-Erscheinung. Es begab sich im Jahre 1879, einem Jahr als der Großteil der Kartoffelernte dem feuchtkalten Sommer zum Opfer fiel. Damals soll die Jungfrau Maria in Begleitung des Heiligen Josef vor den Augen von 15 Einheimischen an der Rückseite der alten Pfarrkirche erschienen sein. Seither gilt das 500-Seelen-Nest als Wallfahrtsort. Mehr als eine Million Pilger finden jährlich den Weg nach Knock, zumal die Erscheinung der Muttergottes unlängst von der katholischen Kirche offiziell als Wunder anerkannt ist.
Im Zeichen von Gläubigen steht auch der Croagh Patrick. Der Kegel des 763 Meter hohen, heiligen Berges nahe Murrisk ist schon von Weitem zu sehen. Der Sage nach soll der Heilige Patrick im Jahr 441 auf dem Croagh Patrick 40 Tage lang von Aschermittwoch bis Ostern gefastet und gebetet haben, ehe er die vorchristliche Gottheit Crom besiegte. Vom Gipfel des Berges verbannte er sodann mit einer Glocke alle Reptilien aus Irland – ein Zauber, der bis heute nachwirkt. Denn auf der Grünen Insel gibt es keine Schlangen.
Jährlich pilgern Tausende von Gläubigen auf den heiligen Berg, der von den Pilgern auch The Reek genannt wird. An jedem letzten Sonntag im Juli, dem Garland Sunday, besteigen Tausende von Menschen – zum Teil barfuß – den Berg, um in der Kapelle auf dem Gipfel zu beten. Der beschwerliche Aufstieg, der um Mitternacht von Murrisk Abbey über die Nordseite des Berges beginnt, verschlingt gut und gerne vier Stunden. Entschädigt wird man dafür bei klarer Sicht mit einem herrlichen Ausblick auf Connacht und die Atlantikküste. Als eine besondere Augenweide erweist sich dabei die Clew Bay mit ihren mehr als 350 Inseln.
Vor der Westküste Mayos liegt auch Achill Island
Das bergige Eiland, das über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist, ist mit Ausnahme der küstennahen Regionen und einiger Täler fast komplett von Heide und Moor bedeckt. Gepaart mit verträumten Dörfern und Ansiedlungen, schnuckeligen Buchten und feinen Sandstränden weiß Achill Island die Besucher in seinen Bann zu ziehen. Vom charmanten Ferienort Keel erstreckt sich eine wunderbare Bucht. Im Westen erhebt sich der Croghaun (665 Meter) und im Norden der Slievemore (670 Meter). Der fast drei Kilometer lange Sandstrand geht in die Klippen von Minaun (464 Meter) über.
Sehenswert sind ferner das Dörfchen Dugort unweit von Keel mit seinen weißen Häusern und Dächern sowie die höchsten Klippen Europas als Teil des Croghaun. Auch ein Abstecher zum Deserted Village, dem verlassenen Dorf auf dem Slievemore, ist durchaus empfehlenswert. Die Siedlung wurde während der großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben und ist trauriger wie stummer Zeuge der verheerenden Armut, die hier einst herrschte. Heinrich Böll, der über 30 Jahre in einem Cottage in Dugort Urlaub machte, beschrieb das Dorf in seinem Irischen Tagebuch.
Kaum minder attraktiv mutet Clare Island an. Mit dem 457 Meter hohen Berg Knockmore ist die Insel weithin sichtbar. Die fruchtbare Insel liegt fast sechs Kilometer vor der Grafschaft. Über die Clew Bay hinweg öffnet sich der Blick auf das Festland und den Croagh Patrick. Wegen der unterschiedlichen Landschaftsformen gilt Clare als „Irland in Miniatur“. Grabungen ergaben, dass die Insel schon vor mehr als 5000 Jahren besiedelt war. Die populärste Bewohnerin war Grace O’Malley, die „Piratenkönigin“ des 16. Jahrhunderts. Die Tochter des mächtigen Clanchefs Owen O’Malley residierte in einem dreistöckigen Festungsbau, dessen Ruine die Hauptsehenswürdigkeit der Insel ist. Die reiche, dreimal verheiratete Frau kommandierte mehrere 100 Männer unter Waffen. Grace soll in Clare Abbey begraben sein.
Darf man alten Erzählungen Glauben schenken, so sicherte Grace O’Malley ihre Schiffe mit Ankerleinen, die bis in ihr Schlafzimmer gespannt waren und an ihrem großen Zeh befestigt waren, damit niemand sie im Schlaf um ihre Flotte berauben konnte. 6.000 Mann und 20 Schiffe sollen unter ihrem Kommando gestanden haben. Sie avancierte zum Schrecken aller Handelsschiffe im Atlantik.
Zu den Sehenswürdigkeiten auf Clare Island zählt ferner die St. Bridget’s Church. Das um das Jahr 1500 errichtete Gotteshaus ist mit mittelalterlichen Fresken verziert, die eigenartige Wesen aus tierischen und menschlichen Elementen vereinen. Im 19. Jahrhundert zählte die knapp sechs Kilometer lange Insel mehr als 1600 Einwohner, bis eine Kartoffelseuche zur Hungersnot in ganz Irland führte und die meisten Insulaner ihr Überleben jenseits des Atlantiks suchten. Heute leben die gut 150 Inselbewohner vornehmlich vom Tourismus und der Landwirtschaft.
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