County Tipperary – zwischen Puppenstubenflair und Irlands Akropolis
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County Tipperary
Mit dem Militärmarsch „It's a long way to Tipperary“ aus dem Jahre 1912 wurde der Grafschaft im Süden Irlands ein musikalisches Denkmal gesetzt.
Das County gliedert sich in zwei Verwaltungseinheiten, North Riding mit Verwaltungssitz Nenagh und South Riding mit Verwaltungssitz Clonmel.
Letzteres wurde schon während der Regentschaft von König Edward I. (1272-1307) am Ufer des Suir befestigt. Flankiert wird die Hauptstraße des hübschen Städtchens durch zwei Tore aus dem 17. und 19. Jahrhundert. Zu den markantesten Gebäuden von Clonmel zählt auch die St. Mary’s Church aus dem 13. Jahrhundert. Bedeutendster Sohn der 17.000-Seelen-Gemeinde war der Schriftsteller Laurence Sterne, der hier 1713 das Licht der Welt erblickte. Bekannt ist Clonmel zudem als Heimat des Bulmer’s Cider, der hier hergestellt wird.
Im gerade einmal halb so großen Marktstädtchen Nenagh fällt vor allem das prächtige Nenagh Castle ins Auge. Das runde Turmhaus aus dem 13. Jahrhundert ist 30 Meter hoch und war dereinst von der mächtigen Fitzgerald-Familie errichtet worden.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören außerdem die Ruinen der 1212 errichteten Franziskanerabtei. Lohnend ist auch ein Abstecher nach Carrick-on-Suir. Die schnuckelige Kleinstadt mit ihrem Puppenstubenflair wird vom Ormond Castle überragt, Irlands einzigem Renaissance-Schloss aus dem 15. Jahrhundert. Im Jahre 1568 ließ Thomas Butler, der Earl of Ormond, die mittelalterliche Burganlage durch einen elisabethanischen Anbau erweitern. Den Großteil des Gebäudes zieren Gemälde der Königin, die entgegen der Hoffnungen des Hausherrn hier nie Station machte. Anne Boleyn, die zweite Frau Heinrich VIII. soll hier das Licht der Welt erblickt haben.
Größter Besuchermagnet in der Grafschaft Tipperary ist jedoch Cashel mit dem gleichnamigen Rock of Cashel. Die Kleinstadt erstreckt sich zu Füßen der „irischen Akropolis”. Schon von weitem ragt die Silhouette der eindrucksvollen Ruine mit ihren Türmen, Zinnen und Spitzgiebeln gen Himmel.
Video: County Tipperary
Der Sage nach war der Teufel gerade dabei, einen Bissen aus den Slieve Bloom Mountains zu sich zu nehmen, als er sah, wie der Heilige Patrick eine Kirche im Golden Vale baute. Darauf hin spuckte er den steinigen Leckerbissen angewidert aus. Der Felsen landete in Cashel, wo er sich 60 Meter über die Ebene erhebt. In grauer Vorzeit soll Cashel der Schlafplatz der Feen gewesen sein. Seit dem 4. Jahrhundert war der Berg, der weithin sichtbar die Ebene von Tipperary dominiert, der befestigte Sitz der Eóchganachta, der Könige von Munster. Im Jahre 450 soll der Heilige Patrick höchst selbst auf dem Felsen König Aenghus getauft haben. Während der Zeremonie soll Patrick versehentlich seinen Krummstab in den Fuß des Königs gerammt haben. Dieser biss jedoch die Zähne zusammen und ließ sich nichts anmerken, da er der Überzeugung war, dies sei ein Teil der Taufzeremonie.
Als gesichert gilt, dass sich auf dem weitläufigen Hügel etwa ab 980 eine Festung des Hochkönigs Brian Ború befand. Im Jahre 1101 vermachte König Murtaugh O´Brien den Felsen an die Kirche, die das Areal nach und nach bebaute. Eine gotische Kathedrale bildet seit gut 700 Jahren das Herzstück des Rock of Cashel. Der Bau des monumentalen Gotteshauses begann 1235. Im Jahre 1495 steckte Gerald, Great Earl of Kildare, das Bauwerk in Brand. Als ihn König Heinrich VIII. deswegen zur Rede stellte, soll er lapidar geantwortet haben: „Ich dachte, der Bischof wäre darin.” Worte, die dem Machthaber aus London als Entschuldigung genügten. Im Jahre 1647 suchten mehr als 3.000 Menschen in der Kathedrale Zuflucht vor den Truppen Cromwells. Die Angreifer stapelten Torf an der Außenwand des Gotteshauses und zündeten es an. Alle Eingeschlossenen kamen dabei ums Leben. Trotz des zwischenzeitlichen Wiederaufbaus verfiel die Kathedrale ab 1750 zusehends.
Eingebettet ist die mächtige Kirche in eine Reihe noch älterer Gebäude. Der Rundturm an der Ecke des nördlichen Querschiffs stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert und Cormac’s Chapel, eine gut erhaltene romanische Kapelle mit ausdrucksstarken Schnitzereien von Tier und Mensch, ist circa 100 Jahre älter als die Kathedrale selbst. Über deren Nordtür befindet sich eine wunderbare Steinskulptur, die einen Kentaur mit Helm zeigt. Dieser schießt einen Pfeil auf einen grinsenden Löwen ab, der gerade zwei kleinere Tiere unter seinen Tatzen zu zerquetschen droht. Auf dem Gelände ist auch ein zwei Meter hohes St. Patrick’s Cross aus dem 12. Jahrhundert zu finden. Dessen Sockel diente vermutlich einst als Krönungsstein.
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