Gälisch, Irisch, Irish oder Gaeilge ...
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Irisch
Irlands Sprache – Eine kleine Einführung in ein umstrittenes Thema. In Deutschland spricht man Deutsch, in Rußland Russisch, in Dänemark Dänisch und ... in Irland Gälisch? Ja und Nein.
Die Verfassung der Republik Irland legt zwar Gälisch als Hauptamtssprache fest. Gesprochen wird jedoch hauptsächlich Englisch. Warum? Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
Was haben uns die Kelten hinterlassen? - Kurze Geschichte der irischen Sprache
Irisch ist eine gälische (oder auch goidelische) Sprache – ursprünglich verwendet von den Kelten und dem Scottisch-Gälischen und dem Manx (Sprache der Isle of Man) am nächsten verwandt. Diverse gälische Sprachen sind unter dem sogenannten „Inselkeltisch“ zusammengefasst.
Das heutige Irisch hat sich ueber das Mittelirische aus dem Altirischen entwickelt, war jedoch langer Zeit keiner akademischen Sprachpflege unterworfen. Ab wann Irisch als Sprache Irlands gelten kann, ist allerdings aussperrst unsicher … nachgewiesen ist es erst mit den spärlichen Ogham-Inschriften, also etwa im 4. Jahrhundert.
Die gälische Sprache entwickelte sich in der Praxis bis etwa zur großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts, danach begann ihr effektiver Niedergang und Ersatz durch das Englische. Die traditionellen Irischsprecher starben oder verließen das Land. Gälisch wurde binnen weniger Jahre zu einer Sprache der isolierten Landbevölkerung und der Unterschicht.
Im Rahmen der irischen Unabhängigkeit und der fast manischen Abgrenzung zum britischen Nachbarn wurde Irisch allerdings schnell zur „Chefsache“, vor allem Eamon de Valera setzte sich fuer ein staatlich gefördertes Revival ein. Von diesem Revival träumt man aber, trotz allem, heute noch.
Mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden ist, wird auf den ersten Blick klar – die gängige Selbstbeschreibung der Sprache lautet „gaeilge“, es wird jedoch auch „gaolainn“ oder das 1948 lexikalisch festgelegte „gaedhilge“ verwendet.
Video: Hat die irische Sprache noch eine Chance?
Staatlich gefördertes Revival einer künstlichen Hochsprache - Die irischen Dialekte
Die nach dem 8. Artikel der irischen Verfassung festgelegte „an phríomhtheanga oifigiúil“ (Hauptamtssprache) wird in Schulen nach einem vor 1948 von Linguisten entwickelten System von Grammatik, Orthografie und Aussprache gelehrt, „an caighdeán oifigiúil“ – dies kommt einem „Hochirisch“ am nächsten und ist auch seit 2007 Amtssprache der EU.
Dieses „Hochirisch“ ist aber … eine Kunstsprache. Im wahren Leben sieht die Sache anders aus: Als Muttersprache gibt es Gälisch nur in in Dialektform, nicht als landesweit normierte Form. In Munster, Connacht und Ulster werden jeweils unterschiedliche Dialekte verwendet. Das aber ist der Verwirrung noch nicht genug, denn jeder dieser drei Dialekte ist wieder in Unterdialekte gegliedert, die meist geographisch bedingt waren.
Ob diese Dialekte sich unterscheiden? Ja, ein wenig – betrachtet man das Verb „betrachten“, dann kann man in Munster „féach“ hoeren, in Connemara „breathnaigh“ und in Donegal „amharc“. Von den gälischen Vokabeln bis zur gälischen Grammatik ziehen sich diese Unterschiede, de facto schon fast verschiedene Sprachen.
Einen Leinster-Dialekt gibt es übrigens nicht, die zwei Gaeltacht (irische Sprachgebiete) im County Meath sind eine reine Skurrilität. In Baile Ghib und Rath Cairne wurden in den 1950ern Irischsprecher aus Connemara als staatliches Experiment angesiedelt.
Hauptamtssprache oder Randexistenz? - Heutiger Status der irischen Sprache
Nach der Volkszählung von 2006 ist Gälisch, bzw. Irisch „alive and kicking“ – immerhin 40,8% der Bevölkerung gaben an, Gälisch zu lernen. Wer sich die Fragen zu diesem Thema ansieht, wird jedoch schnell feststellen, dass diese Aussage wertlos ist.
Weniger als 54.000 Iren gaben nämlich an, Irisch täglich und außerhalb von Schule oder Universität zu sprechen. Das sind weniger als die geschätzte 70.000 Iren, die tatsächlich als „Muttersprachler“ gelten Können.
Gälisch ist heute definitiv die Sprache einer meist geographisch auf Westirland beschränkten Minderheit – trotz staatlichem Zwangsunterricht und vielfachen Vergünstigungen Ufer Irischsprecher.
Gälisch in der Schule – Wenn's denn sein muss ...
An den irischen Schulen ist Gälisch theoretisch Pflichtfach – der komplette restliche Unterricht findet dagegen auf Englisch statt. Lediglich in den Gaelscoileanna wird Gälisch (Irisch) als Unterrichtssprache in allen Fächern verwendet.
Kenntnisse im gälischen sind im irischen Ausbildungssystem mittlerweile in etwa so relevant wie das Latinum in Deutschland. Nur Ufer eine Einschreibung an der National University muss das Leaving Cerificate Irisch enthalten, allenfalls im Staatsdienst werden tatsächliche Sprachkenntnisse verlangt. So lange Zeit bei der Polizei, dies wurde jedoch zu Gunsten der Auswahl „Englisch oder Gälisch plus eine weitere Sprache“ fallen gelassen.
Skurril (und keineswegs fair) sind allerdings so politisch motivierte Besonderheiten wie die Möglichkeit, bei Ablegung einer Prüfung in Irisch automatisch einer bessere Note (also höhere Punktzahl) zu bekommen. So kann ein eigentlich nicht brillanter Schüler in Irland durch die „irische Karte“ den Numerus Clausus zu seinen Gunsten beeinflussen.
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